Notizie da Vienna: SIMON BOCCANEGRA, Wiener Staatsoper 13.3.2012

Notizie da Vienna: Wiener Staatsoper, Simon Boccanegra  13.3.2012

„Anything you can sing, I can sing louder…“ (after Annie get your gun)

 

Paolo Carignani | Dirigent

Peter Stein | Regie

Dmitri Hvorostovsky | Simon Boccanegra

Ferruccio Furlanetto | Fiesco

Francesco Meli | Gabriele Adorno

Marina Poplavskaya | Amelia

Marco Caria | Paolo

Dan Paul Dumitrescu | Pietro

Marian Talaba | Hauptmann

Juliette Mars | Dienerin

Ein Hausdebüt und ein Rollendebüt gab es in diesem Vorstellungsblock, dessen erste Vorstellung am 3., die Letzte am 13. März stattfand.

Dmitri Hvorostovsky, sang in Wien erstmals den Simone. Was ist bloß im Laufe der Jahre  aus diesem so vielversprechenden Bariton geworden? Das schöne, dunkle Timbre, der kernige Klang – davon ist nicht mehr viel übrig. Stimmlich hat er beachtlich abgebaut: die Stimme klingt kehlig, gepresst und stumpf. Er stemmt sie mit zu viel Kraft und Druck in die Höhe, wo sie eng und stumpf klingt. Beim Einatmen röchelt er dermaßen, dass es bis auf die Galerie hinauf zu hören ist Auch Intonationsprobleme machen sich bemerkbar. Jetzt wäre es für ihn an der Zeit, vom stimmlichen Kraftprotz zum Charakterbariton überzugehen, mehr Gewicht in die Phrasierung und Charakterstudie zu legen. Danach verlangt eine Rolle wie der Simone, dessen viele Nuancen und Feinheiten größtenteils platt gewalzt wurden oder in kehligem Falsett untergingen. Dort aber, wo er tatsächlich Authorität und Kraft einsetzten müsste, in der Ratsherren-Szene, bleibt er trotz großer Geste blass, heiser und unterdimensioniert. Die Stimme ist weit weniger groß und tragfähig als man annehmen würde: sobald Hvorostovsky gegen das Orchester ansingen muss, forciert er. Es fehlt ihm an squillo und Durchschlagskraft. Seinen besten Moment hatte er erstaunlicherweise am Ende ab „Gran Dio li benedici“, da hörte man auf einmal so etwas wie ein echtes mezza-voce – das hatte Stimmung, wie man es sich den ganzen Abend über gewünscht hätte.

Die großartige Szene zwischen den beiden verfeindeten Alten im dritten Akt, in der so viel Potential steckt, ist vor allem laut. Kein Wunder, dass sich die beiden schwer tun, in den gemeinsamen Passagen ihre Gesangslinie zu halten – jeder singt nur für den eigenen Effekt. Hvorostovsky stöhnt heiser, Furlanetto grölt unkultiviert, unterbrochenen von billigen Schluchzern, wie er es den ganzen Abend hindurch tut. Das Attribut „nobel“, das ihm anlässlich dieser Aufführungs-Serie in einer Kritik zugesprochen wurde, ist geradezu lächerlich. Dieser stolze Genueser Patrizier ist alles andere als das – weder als Darsteller noch als Sänger: optisch wirkt dieser Fiesco eher wie ein heruntergekommener Wegelagerer, der sich auf der Bühne herumschleppt. Ohne Haltung und ohne grandezza. Stimmlich steht er in völligem Kontrast zu der Musik, die er zu singen hat, die eine Mischung aus nobler Überlegenheit, unversöhnlichem Stolz und schließlich rührender Erkenntnis vermitteln sollte. Furlanetto singt laut und grobschlächtig. Wenn er emotionale Betroffenheit zeigen sollte, rettet er sich in billige Schluchzer. Die Stimme ist laut, mit einem gewissen Volumen, klingt aber hohl und nicht kompakt. Als Sänger und Interpret ist er vor allem vulgär. Sogar sein Italienisch klingt ordinär und ungeschliffen. Man fragt sich, wer von den beiden hier der Plebejer ist…

Nach unten hin sind die bekanntlich Grenzen offen, was uns zu Marina Poplavskaya führt. Die russische Sopranistin hat sich nicht zuletzt als Einspringerin für Anna Netrebko und Angela Gheorgiu an der Metropolitan Opera und am Covent Garden einen Namen gemacht, durfte hier wie dort unter anderem jetzt die Amelia singen und ist weltweit gefragt. Offenbar auch in Wien, wo sie jetzt in dieser Rolle ihr Hausdebüt gegeben hat. Die Russin ist Mitte 30, singt an internationalen Häusern seit etwa 6-7 Jahren und klingt wie so manche 50jährige nach 20 Jahren Karriere. Die Stimme ist ein Scherbenhaufen, den sie nicht unter Kontrolle hat. So etwas wie einen Stimmsitz, eine Positionierung der Stimme gibt es bei ihr nicht. Sie klingt extrem guttural. Fast jeder Ton ist ein Zufallstreffer. Was ihr noch wenige Takte zuvor gelungen ist, misslingt ihr wenig später. Töne, die sie auf dilettantische Art und Weise aus dem Hals würgt wechseln sich ab mit annehmbar gefluteten Phrasen (Zufallstreffern?). Sie hat Mühe die Stimme vorne zu halten, die ihr ständig irgendwo herumrutscht. Ab der höheren Mittellage scheppert sie erbärmlich. Die Stimme ist vollkommen unausgeglichen und anfällig in allen Registern, vor allem in der Höhe, wenn sie größere Intervalle zu singen hat. Weder nach ihrer Arie noch nach dem großen Duett mit Boccanegra rührt sich eine Hand zum Applaus.

Francesco Meli als Gabriele Adorno war eine erfrischende Überraschung. Zwar ein wenig plump und linkisch als Darsteller war er als geradliniger Sänger fast so etwas wie ein Genuss. – Alles ist natürlich relativ; Meli zeichnet sich nicht unbedingt als einfallsreicher Interpret aus, aber er singt mit accento und slancio und die Stimme ist zwar nicht riesig, aber kernig. In der großen Arie war nach oben hin noch Potential offen, die Rolle mag ihm alles in allem noch eine Nummer zu groß sein, aber er klang nicht überfordert. – UND: er war der EINZIGE an diesem Abend, der eine angemessene Wortdeutlichkeit vorweisen konnte.

Das Orchester, in dem verdächtig viele blutjunge Köpfe zu sehen waren, wie es beinahe schon üblich ist – unter der Leitung von Paolo Carignani war vor allem vordergründig laut bis knallig. Der einzige berührende Moment waren die letzten 15 Minuten der Oper.

Nur tröpfelnder bis kein Applaus nach den einzelnen Arien und Szenen, mit Ausnahme der Arien von Fiesco und Adorno. Kurzer und heftiger Schlussapplaus.

Die karge, strenge und spartanische Inszenierung von Peter Stein, die aber trotzdem eine zur Musik passende Stimmung entfaltet, bedarf charismatischer Darsteller, um nicht ganz zur „stand-and-deliver“ Produktion zu verkommen. Hätten zumindest Hvorostovsky und Furlanetto ein wenig von ihrem Charisma in ihre Rollen einfließen lassen anstatt nur sich selbst in Verkleidung zu spielen, wäre das vielleicht eher gelungen.

 

Doppio debutto: per Hvorostovsky prima apparizione a Vienna nel ruolo di Simone verdiano, Marina Poplavskaya si presenta per la prima volta al pubblico di Vienna. Della voce di Hvorostovsky  una volta sì bella non è rimasto un gran che. Voce dal bel timbro scuro, ma spinta e forzata particolarmente all’acuto, con riprese di fiato udibili dalla galleria. Canta troppo nel forte, intonazione problematica, abbondanza di falsetti contrabbandati per sfumature, totale assenza di squillo così come di autorevolezza e nobiltà. Ingolato e senza ampiezza nella la scena del Gran Consiglio. Coperta troppo facilmente dall´orchestra la voce non è mica grande di volume, solo forzata. Il momento migliore il “Gran Dio li benedici”, in cui si è manifestata addirittura una parvenza di mezzavoce.

Persino peggio l’avverso suocero, Furlanetto, per cui qualche recensore austriaco ha addirittura sprecato, coprendosi di ridicolo, la definizione di “nobile”. Voce rumorosa ma priva di ampiezza e in totale difetto di autentica grandezza verdiana; poco compatta e propensa all’effettaccio a buon mercato. Frasseggio volgarissimo e singhiozzi di pessimo gusto. Tanto da risultare, nel confronto con il protagonista, l’autentico plebeo. Rivedibile anche la dizione italiana (un punto debole dell’intero cast con l’eccezione del tenore).

Balzata agli onori delle cronache e lanciata in carriera internazionale per avere sostituito le divine Netrebko e Georghiu al Met e a Londra, la Poplavskaya, men che quarantenne all’anagrafe e in carriera da un lustro abbondante, suona come molte cinquantenni dopo vent’anni di carriera. Voce impostata in modo malissimo, tecnica da dilettante e di conseguenza nessun controllo della voce degno di questo nome, suonini flautati e in difetto di appoggio, instabile e malferma in tutti i registri ma particolarmente nei grandi intervalli in acuto. Silenzio assoluto del pubblico pietrificato da cotanta prova dopo l’aria e il duetto col padre

Una boccata d’aria fresca la prova, pur perfettibile, di Francesco Meli, poco significativo come attore ma se non altro dotato di accento e slancio e di un maggiore controllo del proprio strumento, oltre che di una pronuncia quanto meno intelligibile. La parte rimane troppo grande per lui, ma riesce a non farsene schiacciare.

Molti volti giovani in orchestra – vista abituale ormai, i Philharmoniker facendosi sempre più rari – sotto la direzione fracassona di Paolo Carignani. Eccezione al frastuono generale gli ultimi quindici minuti dell’opera. Scarsi battimani, quando non silenzio, dopo tutti i numeri con l’eccezione degli assolo di Fiesco e Adorno. Parchi applausi al termine. Regia essenziale ma non sgradevole e non inopportuna rispetto alla musica di Peter Stein, che avrebbe avuto bisogno di autentici interpreti. 

Riassunto a cura di Antonio Tamburini

 

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